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VERO: Forschungsprojekt zur Verifikation von Gesundheits­informationen

VERO Forschungsprojekt

TL;DR:Im Rahmen des Forschungsprojekts VERO haben wir eine KI-Lösung entwickelt, die jede Website auf ihre Vertrauenswürdigkeit in Sachen Gesundheitskompetenz beurteilt und den Nutzer/-innen hilft, die Inhalte zu verstehen. In Echtzeit wird die Vertrauenswürdigkeit von beliebigen Online-Gesundheitsinformationsquellen mittels einer Skala (TrustScore) bewertet.

Das vom Bundesministerium für Bildung, Forschung, Technologie und Raumfahrt (BMFTR) geförderte Forschungsprojekt VERO (vero-projekt.de) verfolgt das Ziel, eine KI-Anwendung, nämlich ein Retrieval-Augmented-Generation-Anwendung (RAG) zu entwickeln, die die Verifikation von Gesundheitsinformationen aus dem Internet ermöglicht. Im Fokus des Projekts stehen insbesondere Eltern von Kindern mit Herzerkrankungen, die durch das System in die Lage versetzt werden sollen, eigenständig fundierte Recherchen durchzuführen, Unklarheiten zu beseitigen und Gespräche mit medizinischem Fachpersonal gezielter vorzubereiten. Gleichzeitig soll eine Entlastung der Ärztinnen und Ärzte erreicht werden, da Patientinnen und Patienten besser informiert in die Behandlungsgespräche gehen.

Fachlicher Fokus: Kinderkardiologie

Inhaltlich konzentriert sich VERO auf den Bereich der Kinderkardiologie. Dies ist einerseits durch die Beteiligung der Abteilung für Kinderkardiologie des Universitätsklinikums Bonn (UKB KK) begründet, die als hochspezialisierter wissenschaftlicher Partner valide Wissensquellen und klinische Expertise einbringt. Andererseits stellt die Medizin als Gesamtgebiet eine enorme Komplexität dar; die Fokussierung auf einen klar abgegrenzten Teilbereich ermöglicht es, eine realistische und produktive erste Ausbaustufe des Systems zu entwickeln, umzusetzen und unter realen Bedingungen zu evaluieren.

Zu den Projektpartnern zählen neben dem UKB KK die Abteilung für Medizindidaktik am Universitätsklinikum Bonn (UKB MD) für die didaktische Aufbereitung und Auswertung des Nutzerfeedbacks, die snoopmedia GmbH (Grafschaft) für Endnutzer-App und Projektkoordination sowie die Fördergemeinschaft Deutsche Kinderherzzentren e. V. („Kinderherzen“).

Zentrale Funktionen

Das System verfolgt zwei Kernfunktionen:

  1. Aussagenprüfung und Fragebeantwortung:
    Nutzerinnen und Nutzer können Gesundheitsinformationen, die sie im Internet gefunden haben, auf faktische Korrektheit prüfen oder eigene Fragen stellen. Die Antworten des RAG-Systems basieren ausschließlich auf einer kuratierten, wissenschaftlich abgesicherten Wissensbasis und werden durch explizite Quellenangaben belegt. Ergänzend visualisiert ein Trust Score die Evidenzlage. Dieser dient nicht als medizinische Diagnose, sondern als kalibrierte Einschätzung, wie belastbar eine Aussage durch die referenzierten Belege gestützt wird.
  2. Aufbau eines vertrauenswürdigen Informations- und Quellenkatalogs: Über die Zeit entsteht durch die Nutzung ein Katalog geprüfter Gesundheitsinformationen und -quellen. Die Anwendung kann Webseiten oder Textauszüge analysieren und deren Qualität nachvollziehbar bewerten. Die Ergebnisse fließen in eine browserbasierte Nutzeroberfläche ein, die künftig beim Surfen einen Trust Score für besuchte Seiten anzeigt.

Technische Bestandteile und Herausforderungen

Die technische Umsetzung beruht auf einer modularen RAG-Architektur mit klar getrennten Pipelines für Erfassung, Aufbereitung, Retrieval, Begründung und Antwortsynthese.

  • Datenbasis: Dokumente aus klinischen Leitlinien, Patienteninformationen und wissenschaftlichen Publikationen werden eingepflegt, semantisch segmentiert, zweisprachig (Deutsch/Englisch) normalisiert und mit Metadaten wie Publikationsdatum und Herkunft versehen.
  • Retrieval: Evaluierte Embedding- und Sprachmodelle ermöglichen ein stabiles Arbeiten mit medizinischer Fachsprache. Als mittelfristige Ausbaustufe sollen ergänzend Reranking-Verfahren, Ontologie-basierte Synonymerkennung (z. B. „Ventrikelseptumdefekt/VSD“) sowie eine strikte Zitationspflicht in der Antwortgenerierung zum Einsatz kommen.
  • Verifikation: Zu verfizierende Aussagen werden in überprüfbare Teilbehauptungen zerlegt und gegen mehrere Quellen geprüft. Die aggregierte Evidenz fließt in einen Trust Score ein, der Faktoren wie Quellabdeckung, Konsistenz, Aktualität und Widerspruchserkennung berücksichtigt.

VERO ist ausdrücklich als Unterstützungs- und Aufklärungssystem konzipiert. Es ersetzt weder ärztliche Beratung noch trifft es klinische Entscheidungen. Stattdessen werden Quellen sichtbar gemacht, Aussagen überprüft und ein Werkzeug zur gezielteren Gesprächsvorbereitung mit den behandelnden Ärzt:innen bereitgestellt. Damit trägt das System dazu bei, Unsicherheiten zu reduzieren und die begrenzten Ressourcen in Praxen und Kliniken effizienter einzusetzen.

In dieser Blogserie möchten wir periodisch über den Projektfortschritt berichten und interessante technische Sachverhalte im Rahmen der Entwicklung des RAG-Systems darstellen. Stay tuned!

Gefördert durch das BFTR